Führungskräfte ohne entsprechende Qualifikation

Sollte Führen als Beruf gelernt sein?

Führungspositionen werden oft von fachlichen Experten bekleidet. Diese haben sich im Laufe ihrer Karriere im Unternehmen nach oben gearbeitet. Meist sind sie aber keine Fachleute in Sachen Soziale Kompetenz, Teamentwicklung, Zeitmanagement, Innovation, Change, Strategie, Kommunikation und Motivation.

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Folgende Problemfelder treffen wir typischerweise bei Führungskräften:

  • Die Führungskraft macht keine klaren Vorgaben.
  • Die Führungskraft will ein netter Mensch sein.
  • Die Führungskraft scheut Konflikte.
  • Die Führungskraft ist zu wenig vor Ort.
  • Die Führungskraft kümmert sich nicht um die Motivation ihrer MitarbeiterInnen.
  • Die Führungskraft ist selbst schlecht organisiert.
  • Die Führungskraft macht andere für Fehler verantwortlich.
  • Die Führungskraft traut sich selbst wenig zu.
  • Die Führungskraft denkt und handelt nicht zukunftsorientiert.

All diese Punkte lassen sich daraus ableiten, dass „Führung“ nicht gelernt wurde. Häufig werden fachlich, operative Experten durch Berufung zum/r Vorgesetzten ernannt und sind damit „ungelernte Führungsexperten“.
Warum ist das so? Das liegt wesentlich begründet in fehlender Zeit für Führung und der einfacheren Messbarkeit von Fachleistung. In dieser Welt gibt es häufig weder schwarz oder weiß noch falsch oder richtig. Läuft die Maschine oder läuft sie nicht? In der Welt der Führung gibt es eine Vielzahl von Grautönen. Dies macht unterschiedliche Führungstypen aus. Es ist auch kein Zufall dass die Zahl an Führungsratgebern unüberschaubar ist. Jeder davon weiß noch besser Bescheid als der andere und hat noch bessere Tipps dazu, wie es am besten funktioniert.

Es stellt sich also die Frage: Ist die Führungskraft auch Führungsexperte?

Schule und Studium lehren keine Führung
Wenn also die besten Fachexperteninnen zu Führungskräften werden, können diese folgerichtig keine Führungsexperteninnen sein. Scheinbar muss auch dieses Handwerk erst irgendwie gelernt werden. In Schule oder Studium ist das jedenfalls nicht realisierbar. Braucht es nun eine eigene Spezies Führungsexperten? Oder wie sieht das neue Rollenbild der Führungsexperten*innen aus?

Hierarchien und entsprechendes Denken prägt unsere Führungsgedanken

Derzeit steht in Unternehmen derdie Gründerin an der Spitze und oder diejenigen, die sich nach oben gearbeitet haben. Deshalb dürfen diese Personen auch die Privilegien einer Führungskraft genießen. Die genannte Kritik wird also nur verstummen, wenn wir ein neues Verständnis von Hierarchie entwickeln. Führungsexperte*in ist dann nicht die Person, die an der Spitze der Hierarchie steht. Vielmehr wäre Führung eine Funktion wie jede andere. Sie würde sich mit der Steuerung von Abteilungen beschäftigen. Das ist nicht besser oder schlechter als andere Funktionen, aber es ist notwendig. Ob Führung ohne die Insignien der Macht funktionieren kann, bleibt an dieser Stelle allerdings eine offene Frage.

Fazit:

Das neue Rollen Bild Führungsexpertein erscheint auf den ersten Blick sehr reizvoll. Wenn eine Führungskraft auch Zeit zur Führung hat, kann man erwarten, dass die Führungsleistung besser wird. Andererseits sind die Voraussetzungen für diesen Schritt nicht leicht zu erfüllen. Wir müssten dazu die klassischen Vorstellungen von Hierarchie über Bord werfen. Kann das gelingen? Auch der Weg die Fachexperteninnen in Führungskompetenz zu schulen und zu trainieren ist ein gangbarer Weg. Dieser wird häufig erfolgreich beschritten. In vielen Unternehmen liegt der Schwerpunkt allerdings auch heute noch in der fachlichen Qualifikation (Vertrieb, QM, Expertise XY, …) der Fachexperten*innen. Woran liegt das? Dies wird eines unserer nächsten Themen sein.

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